Herzlich wilkommen


Mein Name ist Cathrin Zarah - Dieses ist ein Teil meiner Geschichte
Sie betrifft meinen Weg mit Sucht und Transsexualität umzugehen




Im Gegenteil

Sie sehen meine Kleidung
Sie sehen meine Haare
Sie sehen meine Wohnung

Und sie bilden sich
ein URTEIL,
beVOR sie einen Blick
in mich geworfen zu haben.

Ein solches Urteil
zwingt mich zu lächeln,
nicht in die Knie.

aus: Trotz alledem von Kristiane Allert-Wybranietz

Der Inhalt in Kürze:

  1. EinleitungAllgemeines oder der Versuch einer Einleitung
  2. Kurzbiografie: mehr oder weniger ein tabellarischer Lebenslauf
  3. Sucht: hier gibt es meine Erfahrungen mit der Sucht
  4. Transsexualität: hier mein Umgang mit der Transsexualität
  5. Angleichung: meint den behördlichen und medizinischen Prozeß
  6. Fazit: ist meine Einschätzung der Vergangenheit und dem heute
  7. Links: zu beiden Themen
  8. Kontakt: Hier gibt es die Möglichkeit mir zu schreiben

1. Einleitung:

Diese Seite will informieren.Einiges klingt sehr dramatisch. Die letzten Jahre waren sehr intensiv für mich. Aber es gab auch manches zum lachen und in einigen Dingen ein stinknormales Leben.
Es stehen hier ein paar sehr persönliche Geschichten aus meinem Leben. Als ich mit den Problemen
"Sucht" und vor allem "Transsexualität" konfrontiert wurde, habe ich sehr lange nach Informationen gesucht. Und deshalb möchte ich dazu beitragen, das es mehr Informationen zu diesen Themen gibt.
Ich habe die Namen von Gutachtern, Ärzten und anderen Personen bewußt weggelassen. Wer etwas darüber wissen möchte, der frage mich einfach danach.

Auch habe ich hier bewußt auf viele Spielereien verzichtet, da es mir darauf ankommt, anderen Menschen Informationen zur Verfügung zu stellen. Außerdem ist es ein erster Versuch der Gestaltung meiner Seite und wahrscheinlich nicht der letzte.

Insbesondere stehen hier natürlich Info's für Betroffene. Ich würde mich aber auch freuen, wenn ich ein paar Vorurteile über Transsexuelle Menschen ausräumen kann.
Ich denke, das ich eine ganz normale Frau bin.

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2. Lebenslauf:

Name: Cathrin Zarah
Geburtstag: 02.01.1964
Geburtsort: Bremen
Schule: Abitur
Wohnort: Berlin seit 1986
Entzug: Juni '95
Rückfall: gottseidank noch keiner
Angleichung: Dez. '99 - Mai '01
Gutachten: Feb.- April 2000
Hormontherapie: seit Mai 2000
Vornamensänderung: 20.09.2000
Operation: 06.11.2000
Personenstandsänderung:08.05.2001


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3. Sucht:

Ich lebe seit einigen Jahren als trockene Alkoholikerin. Wie und warum das alles angefangen hat, weiß ich heute nicht so genau. Natürlich hat meine Sucht auch etwas mit meiner Transsexualität zu tun. Aber sicher nicht alles. Ich denke ich habe früher schon regelmäßig "zu viel" getrunken. D.h. das ich schon in jungen Jahren des öfteren, nicht wusste, wann ich aufhören sollte. Mein ersten Rausch habe ich wohl mit 11 oder 12 Jahren erlebt. Die Dosis und Häufigkeit hat danach immer zugenommen.Heute ist mir klar, das nicht die Dosis, sondern das zwanghafte weitertrinken die Sucht ausmacht. Ich konnte einfach nicht mehr aufhören, so sehr ich mich auch bemühte. Trinken wollte ich da schon lange nicht mehr, aber ich musste, schon allein um den inneren Riss der durch mich hindurchging zu überdecken.Ausserdem dachte ich, ich könnte nur so in Ruhe schlafen.

Regelmässig - d.h. täglich, habe ich so ab 1989 angefangen zu trinken. Seit 1992 wußte ich, das ich ein "Problem mit dem trinken" habe. Ich habe dies auch in einem Gespräch zugeben können. Allerdings sah ich keinen Grund, aus diesem Wissen Konsequenzen zu ziehen.Als 1994 eine sehr liebe Tante von mir gestorben war, stieg die Dosis Alkohol nochmal deutlich an. Ostern 1995 war ich psychisch so am Ende, das ich nur noch "sterben" wollte. Ich fuhr mit einigen Mitgliedern meiner Familie in die Sächsische Schweiz und dachte dies würde mein letzter Urlaub sein. Zurück in meiner Wohnung begann ich mein Leben aufzuschreiben und einen Abschiedsbrief an meine Eltern. Nach einem Missglückten Selbstmordversuch mit Schlaftabletten, kam ich zu mir und versuchte aus diesem Teufelskreis herauszukommen.

Der Wille allein reichte mir dabei aber nicht, das hatte ich ja schon die ganzen letzten Jahre über probiert. Ich musste mir Hilfe von aussen holen. Ich ging, in Begleitung meiner Mutter, in eine Beratungsstelle für Suchtkranke. Die Begleitung war nötig, da ich mir allein nicht so unbedingt über den Weg traute. Aber ich hatte Kapituliert, vor dem Alkohol und meiner Sucht. Ich ging dann für 3 Wochen zum Entzug in die Klinik und hörte dort auch etwas über Selbsthilfe und deren Gruppen. Ich wußte dass das trocken bleiben selber sehr viel schwieriger werden würde. Am Anfang ging ich 5 mal die Woche in eine Gruppe, heute nur noch einmal. Das reicht derzeit für mich aus. Eine Therapie wollte ich zu diesem Zeitpunkt, auch und vor allem im Hinblick auf meine Transsexualität, nicht. In der Therapie hätte ich diese zur Sprache bringen müssen, aber das konnte ich damals noch nicht.

Drei Dinge waren für mich sehr wichtig um trocken leben zu können. Erstens der Wille aufzuhören, dem ich jedem Suchtkranken unterstelle. Zweitens die Kapitulation vor dem Suchtmittel, d.h. nichts anderes als Hilfe von aussen zulassen zu können. Und drittens mein persönlicher Tiefpunkt im Jahre '95.
Heute ist mir bewusst, das ich an einer chronischen Krankheit leide, mit der ich mich auseindersetzen muss. Solange wie ich nicht trinke, habe ich auch keine körperlichen Symptome und die Erinnerung wird durch das selektive Gedächtnis verklärt.
Die Selbsthilfegruppe und die Auseinandersetzung mit nicht süchtigen führt aber bei mir dazu, nicht zu vergessen, wo ich herkomme.

Und da möchte ich nicht mehr hin.

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4. Transsexualität:

Ihre Anklage wiegt in der Tat schwer:
Ich hätte das Schicksal herausgefordert, nach den Sternen gegriffen,
mich aus der Verantwortung gestohlen, die gesellschaftlichen Normen verhöhnt,
die Begriffe Selbstbestimmung und Selbstverwirklichung pervertiert,
der Anarchie Vorschub geleistet, die göttliche Ordnung verraten.

Aber was habe ich denn anderes getan, als daß ich endlich ja zu mir gesagt habe.
Nicht aus Leichtfertigkeit, sondern in äußerster Verzweiflung, habe ich alles auf eine Karte gesetzt,
nachdem ich mich 30 Jahre unterworfen und einen aussichtslosen Kampf gegen mich selbst geführt hatte.

Aus: Renate Anders "Grenzübertritt - eine Suche nach geschlechtlicher Identität"

Ich denke, das diese Zeilen schon eine Menge über mich und mein Gefühlsleben sagen. So habe auch ich meine Situation empfunden und aus Gesprächen mit anderen Betroffenen weiß ich, das es anderen auch so erging.
Ich mußte es erst lernen diese Gewissheit, mich als Frau zu fühlen auszusprechen.

Ich habe mit 5 Jahren zum ersten mal für mich festgelgt, das ich ein Mädchen bin.
Zu Schulzeiten, habe ich mich dann immer öfter am Kleiderschrank meiner Mutter "vergriffen". Ich habe mich nie gtraut, das vollständig zu hinterfragen. Ich wußte nur, das ich mich dabei sehr wohl gefühlt habe, jedenfalls solange, wie ich sicher war nicht entdeckt zu werden. Ich wurde zu einer Einzelgängerin. Zum einen lag das wohl daran, das ich etwas zu verbergen hatte. Zum anderen waren die Interessen der anderen nicht die meinen. Mit den Jungen hatte ich nicht so viel gemein und die Mädchen sahen wohl in erster Linie den etwas schüchternen Jungen in mir.

Einiges an Klamotten, und vor allem Schmuck, habe ich mir auch selber zugelegt. Allerdings nur wenig, weil immer die Gefahr bestand, das es entdeckt wird. Kurz vor dem Zivildienst in Celle, habe ich es dann alles zum 2.mal weggeworfen. Ich war verliebt und dachte ich brauche es nicht mehr. Dies war ein Versuch der Selbstheilung durch Beziehung. Diese Beziehung dauerte 5 Jahre und war sehr schön. Meine Freundin und ich zogen 1986 zum Studium nach Berlin und ich dachte es wird schon. 2 Jahre später fing alles wieder von vorne an. Ich plünderte den Schrank meiner Freundin und besorgte mir auch wieder selber einiges an Kleidungsstücken.

Meine Seelische Verfassung wurde schlechter und ich fing an mich an diese Beziehung zu klammern. Sie hatte sich schließlich neu verliebt und zog im April '89 nach Bremen zurück. Sie ist glücklich verheiratet und das ist schön. Ich hatte das erste mal eine eigene Wohnung zur Verfügung und begann 2 Leben zu führen. Ein privat weibliches und ein männliches für die Öffentlichkeit. Die seelische Zerrisenheit wurde immer größer und lies sich auch mit dem Alkohol nicht mehr zudecken. Mir wurde sehr schnell bewußt das ich süchtig bin(s.a. bei Sucht).
1991 hatte ich das erste Mal von Transsexualität gehört und mir begann zu dämmern was mein "Zustand" bedeutete. Ich konnte mit niemandem darüber reden, denn das hieße die Transsexualität als Problem anzuerkennen. Ich besorgte mir Informationen zu dem Thema, immer in der Annahme "es gebe schon eine Heilung". Ich versuchte die Ursache zu finden, um sie bekämpfen zu können, und mir wurde immer klarer, das die Transsexualität genau meine Verfassung wiederspiegelte. Ich las einige Berichte von Betroffenen und fand mich immer in diesen wieder. Als ich einen Zugang ins Internet hatte, suchte ich auch hier nach Informationen und fand Möglichkeiten zu einem Austausch mit anderen. Hier habe ich auch eine sehr gute Freundin kennengelernt, die mich durch den ganzen Prozess mit begleitet hat. Bei Ihr konnte ich mich ausheulen wenn etwas schief zu gehen drohte. Und das war sehr wichtig für mich.

Nach dem Entzug hatte ich ein paar Monate Ruhe, weil ich mit der Verarbeitung der Sucht beschäftigt war. Aber es dauerte nicht lange und die Zeiten zwischen den Krisen wurde wieder kürzer. Ich wußte, das ich mich irgendwann entscheiden muß.
Im Jahre 1998 war es dann soweit. Das coming-out begann mit 2 Briefen an meine Eltern und meinen Bruder. Es gab eine kurze sehr heftige Auseinandersetzung, aber sie akzeptierten dies schießlich. Dafür bin ich heute noch sehr dankbar. Im Hinterkopf hatte ich immer noch die Möglichkeit "nur Transvestit" zu sein. Die letzte große Krise im Okt. '98 beendete solche Spekulationen gründlich. Ich war wieder einmal kurz davor mein Leben zu beenden. Es war sehr knapp und wenn meine Mutter nicht 4 Tage in Berlin zugebracht hätte, ich weiß nicht was passiert wäre.Ich war jedenfalls kurz davor vor die U-Bahn zu springen.

Danach habe ich noch etwas rumgeeiert und vielleicht den richtigen Zeitpunkt gesucht, meine Gefühle der "Welt" mitzuteilen. Ich hatte Angst vor den Reaktionen, denn die Transsexualität muß jede/r von uns in die Öffentlichkeit tragen. Es war mir klar, das es Beleidigungen und anderes geben kann. Als ich dann Ende '99 meinen letzten Job verlor, suchte ich mir einen Therapeuten, diesmal aber nicht mit dem Ziel die TS loszuwerden, sondern zu lernen sie und damit mich zu akzeptieren - so wie ich nun mal bin. Ein völlig mißglücktes Vorstellungsgespräch, zu dem ich leicht geschminckt erschien, weil ich mich anders schon nicht mehr sah, gab dann den Ausschlag die rechtliche und medizinische Angleichung voranzutreiben. Die Transsexualität tauchte ab da auch in meinen Bewerbungsunterlagen auf.

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5. Angleichung:

Dieses ist mein Weg. Es gibt hier Abweichungen zu anderen, da Gerichte, Behörden, Gutachter und Krankenkassen unterschiedlich lange brauchen. Außerdem gibt es für jede Betroffene eigene individuelle Probleme. Es gibt auch Hilfsmittel, z.B. den Ersatzausweis der DGTI die jede/r verwenden kann. Meine Krankenkasse hat mir sofort eine neue Karte ausgestellt(eine Kopie des Antrages reicht ihnen). Ansonsten habe ich die Anrede von anderen in dieser Zeit nicht so kritisch gesehen. Es war für mich nur eine Übergangsphase.

Die Grundlage für den Prozeß bildet das 1981 verabschiedete Transsexuellegesetz(TSG). Den Antrag zur Vornamensänderung (§1TSG - oder kleine Lösung) habe ich im Dez. '99 vollständig beim Amtsgericht Schöneberg von Berlin eingereicht. Dazu auch einen Antrag auf Prozesskostenhilfe, da ich in der Zeit von Sozialhilfe leben mußte. Vorher aber hatte ich schon die Therapie angefangen und seit Juni '99 lief ich geschminkt und in weiblichen Klamotten durch's Leben( Beginn des Alltagstest?).

Ende Januar '00 hatte ich ein persönliches Gespräch mit dem zuständigen Richter und dort wurden auch die Gutachter festgelegt. Das erste Gutachten begann Anfang Feb. und umfasste 4 Sitzungen bis Ende März. Das zweite begann Ende Februar, umfasste 5 Sitzungen und zog sich bis Anfang Mai hin. Ende August erhielt ich den Bescheid über die Vornamensänderung und dieser wurde am 20.09. rechtskräftig. Seit diesem Tage heiße ich:
Cathrin Zarah R.
Beide Gutachter stimmten auch der Hormontherapie zu, so daß ich diese am 09.05.00 beginnen konnte. Ab Sept. hatte ich Gespräche mit möglichen Chirurgen in Berlin, Potsdam und München. Meine Wahl fiel auf einen Arzt in München. Der Kampf mit dem MDK war ungleich mühsamer als mit der Krankenkasse. Ich hatte aber auch kaum Vorlaufzeit, da ich einen Termin von einer abgesprungenen Patientin bekommen hatte. So hatte ich nur 3 Wochen um das ok von Krnakenkasse und MDK zu bekommen. Das reichte mit sehr viel persönlichem Einsatz und gutem Willen seitens des MDK. Am 06.11. war es dann soweit, ich kam in München unters Messer. Die Op verlief sehr gut und auch der Heilungsprozeß, sodaß ich am Donnerstag der darauf folgenden Woche den Nachtzug nach Berlin zurücknehmen konnte. Am 06.05.01 gab es noch eine geplante Korrektur-op, für die ich 4 Tage in der Klinik war.

Im Jan. 01 hatte ich dann auch die Personenstandsänderung nach §8TSG beantragt. Die Gutachten hatte ich aus München und von meiner Frauenärztin, die auch die Op-Nachbetreuung übernommen hatte. Am 08.05.01 wurde die Personenstandsänderung rechtskräftig, sodaß ich diesen ganzen behördlichen Prozeß nach nur 1,5 Jahren abschloß.

Ein langer Weg findet sein schönes Ende.

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6. Fazit:

Heute geht es mir gut. Ich bin glücklich mit dem Operationsergebnis. Als ich das erstemal die Klinik verließ, habe ich mich wie ein Kind gefühlt. Ich bin wieder neugierig auf's Leben. Die Transsexualität betrachte ich immer noch nicht als Krankheit. Aber sie führt zu schweren Depressionen mit Selbstmordgedanken. Ich habe heute mein inneres Gleichgewicht wieder. Es ist ganz einfach schön nicht mehr einen sehr wichtigen Teil von mir verstecken zu müssen. Das Gefühl gelogen und betrogen zu haben war sehr schwer zu ertragen. Ich habe diesen Riss, mal als einen inneren Bügerkrieg bezeichnet. An einem aber muß ich mehr denn je arbeiten. Ich habe ein sehr grosses Mißtrauen gegen andere Menschen. Das liegt wohl daran, das ich in der Angleichungsphase beschimpft, beleidigt, gedemütigt, angespuckt, ausgelacht und angegriffen worden bin. Auch haben sich Freunde mit den Worten "so können wir mit dir nichts anfangen, es ist wohl besser wenn du nicht mehr kommst" aus meinem Leben verabschiedet. Bei Menschen die ich über 20 Jahre zu kennen glaubte, hat mich das sehr schwer getroffen. Aber ich habe auch neue Leute kennengelernt und bin dabei mein Leben neu einzurichten, was sehr spannend aber auch manchmal frustierend ist. Zumal meine "Lebensplannung" nur bis zum Jahr 2000 reichte und mir deshalb einige Ziele und Pläne abhanden gekommen waren.

Mal sehen was das Leben noch so alles bringt.

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7. Links:

  1. Sucht:
    Deutsche Hauptstelle gegen die Suchtgefahren: Info's, Literatur und Link's zu Sucht

  2. Transsexualität:
    Deutsche Gesellschaft für Transgender und Intersexualität: Hier gibt es viele nützliche Info's

Fragen, Anregungen, Kritik, Lob
dann schreib mir:Cathrin
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