Der Inhalt in Kürze:
Auch habe ich hier bewußt auf viele Spielereien verzichtet, da es mir darauf ankommt, anderen Menschen Informationen zur Verfügung zu stellen. Außerdem ist es ein erster Versuch der Gestaltung meiner Seite und wahrscheinlich nicht der letzte.
Insbesondere stehen hier natürlich Info's für Betroffene. Ich würde mich aber auch freuen, wenn ich ein paar Vorurteile über Transsexuelle Menschen ausräumen kann.
Ich denke, das ich eine ganz normale Frau bin.
Der Wille allein reichte mir dabei aber nicht, das hatte ich ja schon die ganzen letzten Jahre über probiert. Ich musste mir Hilfe von aussen holen. Ich ging, in Begleitung meiner Mutter, in eine Beratungsstelle für Suchtkranke. Die Begleitung war nötig, da ich mir allein nicht so unbedingt über den Weg traute.
Aber ich hatte Kapituliert, vor dem Alkohol und meiner Sucht. Ich ging dann für 3 Wochen zum Entzug in die Klinik und hörte dort auch etwas über Selbsthilfe und deren Gruppen. Ich wußte dass das trocken bleiben selber sehr viel schwieriger werden würde. Am Anfang ging ich 5 mal die Woche in eine Gruppe, heute nur noch einmal. Das reicht derzeit für mich aus. Eine Therapie wollte ich zu diesem Zeitpunkt, auch und vor allem im Hinblick auf meine Transsexualität, nicht. In der Therapie hätte ich diese zur Sprache bringen müssen, aber das konnte ich damals noch nicht.
Drei Dinge waren für mich sehr wichtig um trocken leben zu können. Erstens der Wille aufzuhören, dem ich jedem Suchtkranken unterstelle. Zweitens die Kapitulation vor dem Suchtmittel, d.h. nichts anderes als Hilfe von aussen zulassen zu können. Und drittens mein persönlicher Tiefpunkt im Jahre '95.
Heute ist mir bewusst, das ich an einer chronischen Krankheit leide, mit der ich mich auseindersetzen muss. Solange wie ich nicht trinke, habe ich auch keine körperlichen Symptome und die Erinnerung wird durch das selektive Gedächtnis verklärt.
Die Selbsthilfegruppe und die Auseinandersetzung mit nicht süchtigen führt aber bei mir dazu, nicht zu vergessen, wo ich herkomme.
Und da möchte ich nicht mehr hin.
Ich habe mit 5 Jahren zum ersten mal für mich festgelgt, das ich ein Mädchen bin.
Zu Schulzeiten, habe ich mich dann immer öfter am Kleiderschrank meiner Mutter "vergriffen". Ich habe mich nie gtraut, das vollständig zu hinterfragen. Ich wußte nur, das ich mich dabei sehr wohl gefühlt habe, jedenfalls solange, wie ich sicher war nicht entdeckt zu werden.
Ich wurde zu einer Einzelgängerin. Zum einen lag das wohl daran, das ich etwas zu verbergen hatte. Zum anderen waren die Interessen der anderen nicht die meinen. Mit den Jungen hatte ich nicht so viel gemein und die Mädchen sahen wohl in erster Linie den etwas schüchternen Jungen in mir.
Einiges an Klamotten, und vor allem Schmuck, habe ich mir auch selber zugelegt. Allerdings nur wenig, weil immer die Gefahr bestand, das es entdeckt wird. Kurz vor dem Zivildienst in Celle, habe ich es dann alles zum 2.mal weggeworfen. Ich war verliebt und dachte ich brauche es nicht mehr. Dies war ein Versuch der Selbstheilung durch Beziehung. Diese Beziehung dauerte 5 Jahre und war sehr schön. Meine Freundin und ich zogen 1986 zum Studium nach Berlin und ich dachte es wird schon.
2 Jahre später fing alles wieder von vorne an. Ich plünderte den Schrank meiner Freundin und besorgte mir auch wieder selber einiges an Kleidungsstücken.
Meine Seelische Verfassung wurde schlechter und ich fing an mich an diese Beziehung zu klammern. Sie hatte sich schließlich neu verliebt und zog im April '89 nach Bremen zurück. Sie ist glücklich verheiratet und das ist schön.
Ich hatte das erste mal eine eigene Wohnung zur Verfügung und begann 2 Leben zu führen. Ein privat weibliches und ein männliches für die Öffentlichkeit. Die seelische Zerrisenheit wurde immer größer und lies sich auch mit dem Alkohol nicht mehr zudecken. Mir wurde sehr schnell bewußt das ich süchtig bin(s.a. bei Sucht).
1991 hatte ich das erste Mal von Transsexualität gehört und mir begann zu dämmern was mein "Zustand" bedeutete. Ich konnte mit niemandem darüber reden, denn das hieße die Transsexualität als Problem anzuerkennen. Ich besorgte mir Informationen zu dem Thema, immer in der Annahme "es gebe schon eine Heilung".
Ich versuchte die Ursache zu finden, um sie bekämpfen zu können, und mir wurde immer klarer, das die Transsexualität genau meine Verfassung wiederspiegelte. Ich las einige Berichte von Betroffenen und fand mich immer in diesen wieder. Als ich einen Zugang ins Internet hatte, suchte ich auch hier nach Informationen und fand Möglichkeiten zu einem Austausch mit anderen. Hier habe ich auch eine sehr gute Freundin kennengelernt, die mich durch den ganzen Prozess mit begleitet hat. Bei Ihr konnte ich mich ausheulen wenn etwas schief zu gehen drohte. Und das war sehr wichtig für mich.
Nach dem Entzug hatte ich ein paar Monate Ruhe, weil ich mit der Verarbeitung der Sucht beschäftigt war. Aber es dauerte nicht lange und die Zeiten zwischen den Krisen wurde wieder kürzer.
Ich wußte, das ich mich irgendwann entscheiden muß.
Im Jahre 1998 war es dann soweit. Das coming-out begann mit 2 Briefen an meine Eltern und meinen Bruder. Es gab eine kurze sehr heftige Auseinandersetzung, aber sie akzeptierten dies schießlich. Dafür bin ich heute noch sehr dankbar. Im Hinterkopf hatte ich immer noch die Möglichkeit "nur Transvestit" zu sein. Die letzte große Krise im Okt. '98 beendete solche Spekulationen gründlich. Ich war wieder einmal kurz davor mein Leben zu beenden. Es war sehr knapp und wenn meine Mutter nicht 4 Tage in Berlin zugebracht hätte, ich weiß nicht was passiert wäre.Ich war jedenfalls kurz davor vor die U-Bahn zu springen.
Danach habe ich noch etwas rumgeeiert und vielleicht den richtigen Zeitpunkt gesucht, meine Gefühle der "Welt" mitzuteilen. Ich hatte Angst vor den Reaktionen, denn die Transsexualität muß jede/r von uns in die Öffentlichkeit tragen. Es war mir klar, das es Beleidigungen und anderes geben kann. Als ich dann Ende '99 meinen letzten Job verlor, suchte ich mir einen Therapeuten, diesmal aber nicht mit dem Ziel die TS loszuwerden, sondern zu lernen sie und damit mich zu akzeptieren - so wie ich nun mal bin.
Ein völlig mißglücktes Vorstellungsgespräch, zu dem ich leicht geschminckt erschien, weil ich mich anders schon nicht mehr sah, gab dann den Ausschlag die rechtliche und medizinische Angleichung voranzutreiben. Die Transsexualität tauchte ab da auch in meinen Bewerbungsunterlagen auf.